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... psst! ...Sternflüstern 4


Ausgeflüstert!?
Gewinner und Verlierer und kein Ende

von Ralf Brings


Sternflüstern ist für seine Macher ein Erfolg gewesen. Auch wenn mit 5,67
Mio. Zuschauern der vierte Teil auf hohem Niveau eingebrochen ist, haben die
Mainzer mit ihrem Konzept (Schöne Bilder, vorgekaute Worte und
Russland-Klischees am laufenden Band) einen Hit gelandet. Mit
schwerwiegenden Folgen: Fortan werden die Dienstagabende auf unabsehbare
Zeit durch weitere Winter-Reportagen über Russland besetzt bleiben. Schon
nächste Woche sendet das Zweite seinen ersten
Dienstag-ist-Russland-Themenabend. Zunächst wird eine neue alte Reportage
ausgestrahlt: "Russland ein Wintermärchen, Teil 1", in der wie schon
tausendmal davor, fröstelnde Reporter tausende von Kilometer auf holprigen
verschneiten Wegen verfahren, um mit immer gleichen Geschichten das immer
gleiche Russlandbild zu vermitteln. Und dann, kurzfristig ins Programm
genommen: Die Fortsetzung des Erfolgs: der Sternfüstern-Nachschlag
sozusagen.

Das Zweite hat dazugelernt und sich die Vermarktungsstrategien der Privaten
zu eigen gemacht. So folgt denn auf den vierten und vermeintlich letzten
Teil "Sternflüstern: Abschied aus Sibirien" unerwartet und spontan:
"Sternflüstern: Ankunft in Deutschland". In die Vermarktungsstrategie mit
Gewinnspielen, (Gewinnen Sie ein Abenteuer), 0190-Anrufaktionen (An welchen
See liegt der Baikalsee?), dem Buch, der CD, der DVD und dem Spiel zum Film
(Schnee-flöckchenspiel), werden nun auch die strahlenden
Sternflüstern-Matchwinner eingebunden. "Möchel in TV" machen die Runde: Ein
medialer Dauerbeschuss mit den neuen Sibirien-Helden steht an: von
"Frühstücksfernsehen" über "Mittagsmagazin" bis "heute Nacht": ("Haben die
Kinder auch gut geschlafen?") Tags darauf ein Stelldichein mit Anja im
ZDF-Kochstudio. "Leichte Kost aus fernen Ländern". Heute auf dem Speiseplan:
Aussteigerküche sibirische Art mit Kartoffeln, Kohl und Karotten. Auf dem
Höhepunkt ihrer Popularität werden die Möchels dann als Möchel-Family mit
Mischa, Anja, Ronja, Nelly, Lou und Jule ihr ganz persönliches Sibirien-Lied
zum besten geben. Auch an der Produktion eines Musicals im ZDF-Theaterkanal
wird bereits fieberhaft gearbeitet. Hier dürfen dann auch wieder die
Klapproths mitspielen: Als fleischfressende Bösewichte, alle drei mit
Schlapphut und blutig verbundenen Gliedmaßen, auf einem Bein über die Bühne
hüpfend, während das Publikum sie mit Kartoffeln, Kohl und Karotten
anfeuert.

Mit ZDF-Kerner wurde der Reigen an Talk-Shows wenige Minuten nach Teil 4
eröffnet. Leider war die Stimme des Sternflüstern-Geschichtenerzählonkels
nicht mit dabei und so hatten die Möchels - wie schon in der Serie - nicht
viel zu sa-gen. Da auch Kerner eigentlich nichts zu fragen wusste, hat man
sich in der Sache eine Weile wortreich angeschwiegen. ("Was hatten sie für
Kleidung an?" ... "Anoraks". ) Ohne Orchestermusik und Kommentatorstimme im
Off machen die Möchels im wirklichen Leben nun mal wenig her. Vor allem
entsprechen sie überhaupt nicht dem Bild von romantischen Totalaussteigern.
Kerner: "Wie oft haben Sie mit dem Gedanken gespielt da noch einmal
hinzugehen, vielleicht sogar für länger?" Antwort: "Net so sehr." Bei
solchen Antworten fährt es den Sternflüstern-Machern durch Mark und Bein.
Das hastig vom ZDF bereitgestellte Personal-PR-Management hat bereits
reagiert. Bei weiteren Auftritten werden die sympathisch bescheidenen aber
mundfaulen Bayern durch das Stern-flüstern-Streichorchester begleitet und
Mr. Sternflüsterstimme erklärt - wie im Film - was die Möchels denken,
fühlen und meinen.

Klapproths hingegen haben sich in ihrer Air-Brush-Werkstatt verbarrikadiert.
Die erhofften Mal-Aufträge (Take it easy auf dem Tank) sind ausgeblieben.
Stattdessen durchstöbern sie seit Wochen Säcke mit "Fan"-Post und suchen
verzweifelt nach freundlichen Worten. Seit ihrer Arbeitsverweigerung im
zweiten Teil haben sich vor allem ostdeutsche Zuschauer über die
"arbeitsscheuen Klapproths" ereifert. Die Klapproths, so hieß es immer
wieder, hätten ein schlechtes Bild von der Arbeitsmoral in Ostdeutschland
vermittelt. Auch am Looser-Image hatten viele Ostdeutsche schwer zu
knabbern. Für manchen hat sich die Serie auf die plakative Frage reduziert:
Halten diese Ostschlaffis durch? Tatsächlich war die Serie von Anfang an als
Gewinn-und-Verlierer-Spiel konzipiert. Die mit Abenteuer-Image
ausgestatteten Klapproths (Russlanderfahren, weil mal durchgefahren) sollten
dabei obsiegen gegen eine mit vier Töchtern gesegnete Großfamilie mit
scheinbar unbegrenztem Problempotential. Es kam ganz anders. Aber egal, denn
auch mit vertauschten Rollen wurde das Konzept durch-gehalten. So ist zu
erklären, warum die Pleiten-Pech-und-Pannen-Serie der Klapproths nicht
abbrechen wollte. Dazu das ewige klapprothsche Blutbad: Ob Nase, Bein oder
Finger, alles hat bei dieser Familie irgendwann mal mehr oder weniger
geblutet. Und wo sie nicht selber geblutet haben, haben sie es mit Hilfe von
Schlachtern und Verwurstern eimerweise bluten lassen. Als wäre das nicht
alles schon schrecklich genug für eine Nation, die Tiere vor lauter
Tierliebe totstreichelt, erlebte Deutschland dann auch noch, wie René zum
Messer greift und als Ripper dem halben sibirischen Streichelzoo das Fell
abzog - nicht ungern, wie der Kommentator hinterlistig versicherte. Auch
während des anschließenden lustvollen Verzehrs dachte die schockierte Nation
nur noch wehmütig daran, dass dieses tote Fleisch gerade noch glücklich
gelebt hat. Mit ihren zwei selbstgeschlachteten Sonntagsbraten konnten die
Klapproths also kaum Sympa-thiepunkte sammeln. Aber eigentlich waren sie
schon vorher unten durch. Demgegenüber blieben die Möchels unbefleckt, keine
Verletzungen, hier saß jeder Griff, kein Arzt und alles vegetarisch und
koscher einwandfrei, krank hatten nur die Klapproths zu sein..

Klapproths sind sauer auf das ZDF und glauben, dass man sie einseitig und
gezielt unsympathisch ins Bild gesetzt habe. "Glaubt nicht alles, was ihr
seht", teilte René Klapproth auf dem Höhepunkt der Anfeindungen flehend im
Russ-land-Forum der Öffentlichkeit mit. Prompt räumt das ZDF ein, dass man
beim Kälber- und Schafesmassaker ein Double mit Hut engagiert habe. Dass
dieser aber immerhin der Original-Klapp-und-Cowboyhut gewesen sei.
(Demnächst über ebay für eine gute Sache zu ersteigern.) Andere Quellen
sprechen von einer Versöhnung zwischen ZDF und den Klapproths. Nach zähen
Gagenverhandlungen, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, habe man sich
versöhnt und will dem vielfach geäußerten Wunsch nach einer Fortsetzung
entsprechen.

Diesmal, so heißt es weiter, schickt das ZDF beide Familien in die Wüste.
(Arbeitstitel: Wüstes Land) Die Voraussetzungen in der Wüste, meint
ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut, sind optimal, denn die Wüste ist ja noch
ärmer als Sibirien. Statt Kühe gebe es Kamele, statt Holzhäuser Zelte. Beide
Familien hätten sich ein Beduinenzelt zu teilen. Und auch die
Grundversorgung von 100 Euro wird abgeschafft: Überlebenskampf pur unter
Afrikas sengender Sonne. Was also wird geschehen? Micha Möchel wird aus der
Wüste eine Oase zaubern, René, the Ripper, wird nach unzähligen wüsten
Erkrankungen, Kamelen das Fell über die Ohren ziehen. Und zum Abschied
werden Beduinen weinen. 7 Mio. Zuschauer werden begeistert sein.

Copyrights: Ralf Brings
http://www.rosen-dornen-und-traeume.agdok.de
Veröffentlichung nur nach Rücksprache

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